Donnerstag, 27. September 2018

I`ve been waiting for you...


Mamma Mia, seit Tagen zerbreche ich mir den Kopf wie ich ein Zeichen setzen kann, wie ich manche Leute wach rütteln kann, wie ich für meine Tochter einstehen kann...

Da fiel mir zuerst das Lied von ABBA ein, im neuen Kinofilm wurde der Text einer Strophe etwas umgeschrieben, da heißt es: "I`ll be a good Mum I swear, you`ll see how much I care.." und ich glaube jede Mama denkt oder fühlt so wenn man nach der Geburt das eigene Baby das erste Mal im Arm hält, wenn man dieses kleine zarte Wesen endlich fühlen kann und ihm in die die Augen sehen darf...

Soweit die Idealvorstellung, nach einer traumhaften unbeschwerten Schwangerschaft. Jetzt ist es aber schon länger so, dass man schon ganz am Anfang mit Sachen bzw Fragen konfrontiert wird, die irgendwie alles nicht mehr ganz so unbeschwert machen..Früher wurden nur die risikoschwangeren Frauen mit der Pränataldiagnostik überhäuft, inzwischen ist es gang und gäbe, alles auszutesten was geht. Angefangen von der Nackentransparenz (da wird die Dicke der Nackenfalte des Fötus ausgemessen und wenn es nicht innerhalb der "Norm" ist, bezeichnet man das als "Softmarker" für Trisomie 21) bis hin zur Fruchtwasseruntersuchung. 

Seit ein paar Jahren gibt es einen Bluttest, bei dem berechnet wird, wie hoch das Risiko ist, ein Kind mit Down Syndrom zu bekommen. Bisher muss man diesen Test selber bezahlen, um absolute Gewissheit zu haben muss trotzdem eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht werden, bei der das Risiko einer Fehlgeburt besteht.

Aktuell wird geprüft, ob dieser Test eine Kassenleistung werden soll. Im Klartext: dieser Bluttest würde zur Standarduntersuchung werden. Es ist jetzt schon so dass 9 von 10 Kindern nicht zur Welt kommen dürfen wenn die Diagnose Trisomie 21 feststeht. 9!!! Und bei einem behinderten Kind darf man ja auch noch eine Spätabtreibung durchführen, d.h. bis zum Beginn der Geburt darf das Kind getötet werden. 

Mich macht das unheimlich traurig. Seit fast 7 Jahren begleite ich meine Tochter auf ihrem Weg, sie hat sich durchgekämpft und hat eine unglaubliche Lebenslust. Sie leidet nicht, sie liebt das Leben, sie lacht und fühlt, sie gibt so viel und hat schon so viele Menschen dazu gebracht, sich zu öffnen.

Nein, ich male hier keine rosa Glitzerwelt, ich idealisiere auch nix. Ich möchte nur mal ein paar Menschen schütteln oder ihnen eine Kopfnuss geben und fragen, welche Vorstellung vom Leben sie  um Himmelswillen denn haben ..ob sie noch in ihren Poesiealbensprüchen feststecken und noch nie das wahre Leben kennen gelernt haben. Es gibt KEINE Kontrolle über alles, es passieren ganz oft unvorhergesehene Dinge, die man erstmal verdauen muss, aber dann doch nicht so schlimm sind oder vielleicht ganz toll??? Die meisten Behinderungen entstehen übrigens im Laufe des Lebens..

Ganz ehrlich..ich habe nicht laut Juhu geschrien als nach der Geburt der Verdacht auf  Trisomie 21 im Raum stand. Ich hatte Angst, ich hatte keine Ahnung was auf mich/ uns zukommen würde. Aber: von Anfang an liebte ich diese kleine zarte Menschlein, ich hab ihr versprochen, immer für sie da zu sein so lange ich lebe und egal was kommt, ich werde sie begleiten. Das Gleiche hab ich auch meinem Sohn versprochen, da gibt`s keinen Unterschied. 

Um auf den Punkt zu kommen: Es wurde eine Petition von Eltern gestartet, die auch Kinder mit DS haben. Wir sind gegen den Bluttest auf Down Syndrom als Kassenleistung. Ich unterstütze sie und hoffe, dass ganz viele diese Petition unterschreiben. 

Natalie Dedreux, eine junge Frau mit Trisomie 21, beeindruckte Bundeskanzlerin Merkel und Millionen Fernsehzuschauer. Dafür erhielt die junge Frau den Medienpreis BOBBY der Bundesvereinigung Lebenshilfe. Natalie hat im September 2017 in der Wahlarena zu Angela  Merkel gesagt: "Ich will nicht abgetrieben werden, sondern auf der Welt bleiben". Es ging um die Frage, warum man bei DS eine Spätabtreibung vornehmen darf.



Unter der Petition bzw da wo sie geteilt wurde, wird auch fleißig kommentiert. Und da wird mir manchmal echt übel. Ich werde hier nix davon zitieren...

Viele sind auch der Meinung, ein "Besonderes" Kind sucht sich "Besondere" Eltern / Mütter...
Ok, ich geb`s zu, am Anfang fühlte ich mich geschmeichelt als ich solche "tröstenden" Worte hörte. 

Auch jetzt höre ich noch manchmal:

Also ich könnte das nicht...

Ich bewundere Deine Geduld...

Diese Kinder suchen sich schon Engel als Mütter aus..

Ein Schmarrn...ICH BIN KEIN BESONDERS GEDULDIGER MENSCH! Ich hab auch keinen Heiligenschein, Flügel auch noch nicht, ich hab keine Sonderpädagogik studiert, ich hab kein extra Kontingent an Nerven (warum eigentlich nicht..??)..ICH BIN DA REINGEWACHSEN! 

Gut, ich war früher schon so eine Art HB Männchen, schnell oben draußen, Blutdruck oft zu hoch, eine Kleinigkeit reichte um meinen Fuß gegen was zu kicken..Ob es die Altersgemütlichkeit ist, die sich breit macht oder doch die Lebenserfahrung sei mal dahin gestellt. Die Gelassenheit tut mir und meinem näheren Umfeld auf alle Fälle gut ;-D 


Mein Apfelbäumchen von Reinhard Mey, das Lied hab ich mit Agnes im Arm ganz oft gehört und es drückt aus, was ich fühle. Er singt von Herausforderung und Menschlichkeit und dass Kinder dabei helfen , Zweifel aus dem Weg zu räumen. 


Zum Thema Menschlichkeit hat Richard von Weizsäcker eine tolle Rede gehalten, hier könnt ihr sie nachlesen:

Rede von Richard von Weizsäcker : Wäre soziales Verhalten der beispielgebende Maßstab, dann müssten wir den Menschen mit Down-Syndrom nacheifern.


Puh, schwieriges Thema und mal nicht ganz so witzig, aber ich möchte ein Zeichen setzen da es mir sehr wichtig ist.. macht doch mit, nur 2 Minuten und ein paar Klicks, und setzt auch ein Zeichen für Menschlichkeit...



HIER GEHT`S ZUR PETITION

Ich danke Euch <3


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