Montag, 11. Juli 2022

Wer bin ich ohne...

 ... meinen Teampartner? Also ohne meine Tochter Agnes? 

Klingt dramatisch oder? 

Entwarnung, es ist nix passiert und es stehen auch keine großartigen Veränderungen an. Also nicht dass ich wüsste...

Dachte nur ich probier auch mal einen spannenden Einstieg ;-). Aber von vorne:

Seit über 10 Jahren dreht sich bei mir ziemlich viel um meine Tochter (mein Sohn ist schon groß und kann das alles alleine) und alles drumherum. Termine beim Arzt, Logopädin, Ergotherapeutin, Zahnarzt, Kinderkardiologe, Schule, Hilfsmittel usw. Ich engagierte mich sehr gern und mit Begeisterung im Kindergarten und jetzt in der Schule, ich organisiere total gern und es erfüllt mich auch wenn ich etwas bewegen kann. 

Dazu kam dass ich die letzten Jahre sehr stark eingeschränkt war durch meine beiden kaputten Hüftgelenke, der Schmerz mein ständiger Begleiter war und ich bei jeder Unternehmung überlegt hab: kann ich das machen, wie weit ist es, wo kann ich parken, muss ich da irgendwie auf den Boden gehen usw...Dazu schlechter Schlaf da auch das nicht mehr schmerzfrei war. 

Jetzt hatte ich ja im Februar meine zweite OP, hatte nach wenigen Wochen keine Schmerzen mehr, also so gar keine, ich verspürte immer mehr den Drang mich zu bewegen (tatsächlich :-D) und raus zu gehen. Da war plötzlich eine Lücke die gefüllt werden wollte. 

Jedes zweite Wochenende ist Agnes beim Papa und ich habe bisher meine freie Zeit genutzt um ins Kino, Sauna oder schwimmen zu gehen. Was man halt gut alleine machen kann da, Wochenenden ja so ein "Familiending" sind und ich keine Single Freundinnen hatte. 

Eine Veränderung musste her.

Überschrift Vorschlag Nr 1:

Veränderungen zu erwarten ohne selbst etwas dafür zu tun ist wie am Bahnhof auf ein Schiff zu warten 

oder Vorschlag Nr. 2:

Astrid fährt das erste mal alleine weiter weg mit den Öffentlichen...weiter weg meint hier 30 km (glaub man erkennt die Skepsis) 


Hmm...aber was machen? Da ploppte immer öfter eine Werbung für eine App bei mir auf Instagram auf: meet5 . Eine App um andere Leute aus der Umgebung bei ungezwungenen verschiedenen Unternehmungen kennen zu lernen. Zielgruppe sind Leute "mittleren Alters" die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. (So steht es auf der HP, das hier ist übrigens keine Werbung, nur unbezahlt meine Erfahrung ;-))

Noch eine Dating App? egal, ich hab mich angemeldet, ein Profil erstellt und...erst mal gewartet...und mich umgesehen. 

Jeder kann selbst ein Gruppentreffen erstellen (deshalb auch KEINE Dating App, Focus liegt auf gemeinsamen Treffen) oder sich bei Bestehenden anmelden.

Am Anfang gab es noch nicht so viele und wenn, dann Stuttgart, Ludwigsburg oder unter der Woche bzw. Freitag was bei mir ned ganz so günstig ist. Apropos günstig: die Grundfunktionen kosten nichts, du kannst dich bei Treffen anmelden und auch erstellen. 

Aber dann kam Minigolf spielen in Schwäbisch Gmünd mit anschließendem Besuch im Biergarten an einem Samstag Nachmittag, ich gab mir einen Ruck und meldete mich an. 

Es war gleich ein Volltreffer. Nur nette Menschen, viel zu lachen, neue Leute kennen gelernt und mit gutem und beschwingten Gefühl nach Hause gefahren. Aber das war erst der Anfang. Ich hatte es "derschmeckt" wie wir in Bayern sagen, hochdeutsch: Blut geleckt.

Es folgten: Stammtisch, Sonnwendschwimmen abends um 21 Uhr mit anschließendem Picknick am Badesee,  Beach-Burger-Bier am Stadtstrand, Kunstausstellungen, Yoga (mein erstes Mal) und Frühschwimmen am Badesee früh um 7 Uhr (eine mini klitzekleine Herausforderung nach B-B-B am Vorabend) , Museumsbesuche, gemeinsam Essen gehen, Biergarten, wandern , mit den Öffentlichen fahren (für mich Abenteuer genug) und es folgen noch viele mehr. 


Morgens um 7 kann man mit Schwänen neben dir und Vögel über dir schwimmen:


gut zu erkennen oder? ;-) 


Jetzt sind diese Treffen das Eine, die Gespräche das Andere.

Die Meisten sind um die 50 und älter, haben viel erlebt, die Kinder aus dem Haus oder kinderlos. Ich habe eine Trauerrednerin kennen gelernt, (sehr spannend, das Thema mal aus einer anderen Sicht zu sehen), Single Frauen die alleine mit dem Wohnmobil nach Sardinien fahren uvm.

Ab da fing es bei mir zu rattern an, wer bin ich denn ohne Agnes bzw ohne ihre Behinderung. Hab ich mich dabei vergessen? Was sind denn meine Interessen? Falle ich in ein Loch wenn sie in ein paar Jahren auszieht? Hab ich was verpasst?

Klare Antwort: NEIN...und ich habe immer schon Sachen für mich gemacht, je nach dem wie die Umstände waren mal mehr mal weniger - alles hat seine Zeit.

Das Gute ist, dass wir die gleichen Interessen haben, immer etwas finden was uns beiden Spaß macht (ok...ein paar Kompromisse müssen wir beide machen. Ich spiele nicht jeden Tag gerne Barbie und Agnes möchte wohl lieber fahren als laufen).

Dann gab es ja auch noch ein Leben vor meinen Kindern welches mich geprägt hat und für die ein oder andere Anekdote sorgt, auf den Mund gefallen bin ich auch nicht, ich tu mich also relativ leicht mit Menschen kennen lernen. Also werde ich weiterhin meine zwei Leben führen, mich in beiden wohlfühlen und freu mich auf alles was noch kommt ....


to be continued ....









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